Willkommen bei "Früh-Auf" Altena e.V. Schutzgemeinschaft für Gewässer und Fischerei
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Kormoranbericht Mecklenburg-Vorpommern 2024 

       -      Arbeitsbericht des LUNG MV -

 

Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern

Goldberger Str. 12b

18273 Güstrow

Tel.: 0385-58864-0

 

Bearbeiter: C. Herrmann

E-Mail: christof.herrmann@lung.mv-regierung.de

Titelfoto: Kormorane auf der Greifswalder Oie (Christof Herrmann)

 

1.   Bestandsentwicklung

1.1 Brutbestand und Brutkolonien in Mecklenburg-Vorpommern

Im Jahr 2024 wurden in Mecklenburg-Vorpommern 10.205 Brutpaare (BP) des Kormorans in insgesamt 22 Kolonien erfasst (Tab. 1). Der Brutbestand lag damit deutlich unter dem des Vorjahres (12.974 BP[1]). An der Küste entstanden zwei neue, kleine Kolonien in der Sundischen Wiese (Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft) und am Spyker See (Insel Rügen). Aufgegeben wurden die Kolonien an der Mellnitz-Üselitzer Wiek (Verlagerung zum Soll südl. Glutzow-Hof), am Speicher Prohn und im Peenepolder Pinnow. Auf der Greifswalder Oie wurden erneut einige Nester festgestellt, nachdem der Brutplatz im Vorjahr nicht besetzt war.

Im Binnenland waren die Ansiedlungen in der Großen Rosin (Kummerower See) und am Haussee (Naturpark Feldberger Seenlandschaft) nicht besetzt. Dafür entstand in dem Naturpark eine neue Ansiedlung am Scharteisensee. Für den Schweriner Innensee (Ziegelwerder) wurde eine neue Kolonie gemeldet, die offenbar jedoch bereits 2023 bestand. Die Insel kann nicht betreten werden und ist schwer einzusehen. 

Tabelle 1: Koloniestandorte und Zahl der erfassten Nester des Kormorans in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2024. Koordination der Bestandserfassung: C. Herrmann/LUNG. 

Nr.

Koloniestandort

besetzte Nester

 

Küste

 

1

Niederhof: NSG (Gutspark) 

753

2

Insel Heuwiese im NLP Vorpommersche Boddenlandschaft

712

3

Peenemünde (NSG)  

2.756

4

Nonnensee bei Bergen / Rügen

1.030

5

Großer Werder / Gristower Wieck

400

6

Polder Wehrland/Waschow

1.410

7

Insel Beuchel

227

8

Soll südl. Glutzow-Hof, Rügen

1.050

9

Gothensee (Usedom)

63

10

Kölpinsee (Usedom)

59

11

Greifswalder Oie

43

12

Rerik / Halbinsel Wustrow

34

13

Sundische Wiese (NLP Vorpommersche Boddenlandschaft)

41

14

Spyker See

4

 

Binnenland

 

15

Lieps im NSG Nonnenhof

140

16

Röggeliner See im NSG Röggeliner See und Kuhlrader Moor

537

17

NSG Krakower Obersee (Lockwerder)

80

18

Krakower Untersee (Insel Borgwall)

395

19

NSG Galenbecker See

250

20

Peenepolder Anklam West

27

21

Scharteisensee / Feldberg

14

22

Schweriner See (Ziegelwerder)

180

Gesamt

10.205

 

Die Abnahme des Landesbestandes gegenüber dem Vorjahr ist vor allem auf die Entwicklung in der Kolonie Peenemünde zurückzuführen (-1.232 BP). Dementsprechend hat der Brutbestand insbesondere an der Küste deutlich abgenommen, im Binnenland gab es nur einen leichten Rückgang. Die Ursachen der Bestandsabnahme sind unklar.

 

 

Abb. 1: Übersichtskarte der Brutkolonien des Kormorans in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2024.

 

Abb. 2: Brutbestandsentwicklung des Kormorans in Mecklenburg-Vorpommern im Zeitraum 1952–2024, differenziert nach Küste und Binnenland.

 

 

1.2  Überregionale Entwicklung des Brutbestandes 

Brutbestandsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland

Abbildung 3 zeigt die Entwicklung des Kormoranbestandes in der Bundesrepublik Deutschland im Zeitraum 1977–2023. Der Brutbestand im Jahr 2023 betrug 24.517 Paare und lag damit etwas über dem des Vorjahres. Die Bestandsschwankungen folgen weitgehend den Schwankungen in Mecklenburg-Vorpommern. Dieses Bundesland beherbergt nach wie vor ca. 50–60 % des deutschen Kormoranbestandes.

 

Abb. 3: Brutbestandsentwicklung des Kormorans in der Bundesrepublik Deutschland und in MecklenburgVorpommern von 1977 bis 2023. Koordination der Bestandserfassung in der BRD: J. Kieckbusch (VSW SH).

 

Brutbestandsentwicklung im Ostseeraum

Der Kormoranbestand im südwestlichen Ostseeraum (Dänemark, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein) ist, abgesehen von einem Einbruch im Zeitraum 2010 bis 2013 aufgrund der kalten Winter 2009/10 und 2010/11, weitgehend konstant. Im Jahr 2024 betrug er 43.382 BP und lag damit etwas unter dem des Vorjahres (Abb. 4). Die Ausbrüche von Vogelgrippe in Kolonien des Ostseeraumes im Jahr 2022 hatten keine erkennbaren Auswirkungen auf den Brutbestand (Bregnballe et al. 2024).

In den nordöstlichen Teilen der Ostsee (Finnland und Estland) nahm der Brutbestand gegenüber dem Vorjahr hingegen nochmals deutlich zu. In Finnland betrug der Anstieg 14 %, mit nahezu

31.950 BP wurde ein neues Maximum erreicht. In Estland stieg der Bestand auf nunmehr 43.200–44.000 BP. Im Jahr 2024 wurden in Estland nicht alle Kolonien gezählt, sodass der angegebene Wert eine Schätzung darstellt. Die tatsächlich gezählten Kolonien umfassten etwa 75 % des estnischen Bestandes (Meelis Leivits, pers. Mitt.). 

 

Abb. 4: Brutbestandsentwicklung des Kormorans im südwestlichen Ostseeraum 1980–2024. Nach Herrmann et al. 2019, ergänzt durch Daten von T. Bregnballe (DK) und J.J. Kieckbusch (SH).

 

Abb. 5: Brutbestandsentwicklung des Kormorans im nordöstlichen Ostseeraum 1983–2024. Nach Herrmann et al. 2019, ergänzt durch Daten von Pekka Rusanen (FI) und Meelis Leivits (EST). 

             

1.3 Winterbestand

Mittwinter-Wasservogelzählung

Durch die Mittwinter-Wasservogelzählung liegt eine langjährige Datenreihe vor, die eine Beschreibung der langfristigen Entwicklung der Winterbestände des Kormorans in MecklenburgVorpommern ermöglicht. 

 

Abb. 6: Anzahl der bei den Mittwinter-Wasservogelzählungen im Januar erfassten Kormorane im Zeitraum 1969–2024 und mittlere Januartemperaturen in Mecklenburg-Vorpommern (DWD 2025).

 

Der Mittwinter-Rastbestand, gezählt am 13./14. Januar 2024, war mit 20.512 Kormoranen größer als in den Vorjahren (Abb. 6). Der Januar 2024 war mit einem Temperaturmittel von 1,88°C erneut deutlich zu warm. Das langjährige Temperaturmittel der international gültigen Referenzperiode 1961–1990 beträgt -0,6°C. Allerdings gab es vom 05. bis 12.01. sowie vom 16. bis 19.01. kurze Frostperioden, die teilweise auch zu dünnen Eisdecken auf den Seen führten.

Die mittlere Temperatur im Februar lag mit 5,78°C ebenso weit über dem langjährigen Mittel von 0,0°C. Ein populationsregulierender Effekt durch niedrige Wintertemperaturen war angesichts des milden Verlaufs des Winters 2023/24 nicht zu erwarten (Herrmann et al. 2022).

 

2.      Maßnahmen zur Abwehr von fischereiwirtschaftlichen Schäden durch Kormorane

Der Kormoran ist – wie auch alle anderen wildlebenden europäischen Vogelarten – besonders geschützt. Da er nicht im Anhang II der EU-Vogelschutzrichtlinie (VSRL, 2009/147/EG) gelistet ist, ist eine Bejagung nach dem Jagdrecht nicht zulässig. Jedoch können die Mitgliedstaaten auf der Grundlage von Artikel 9 VSRL Ausnahmen von den Schutzvorschriften zulassen. 

In Mecklenburg-Vorpommern bestanden im Jahr 2024 folgende Ausnahmegenehmigungen zur Abwehr fischereiwirtschaftlicher Schäden:

  • Verordnung zur Abwendung erheblicher fischereiwirtschaftlicher Schäden durch

Kormorane (Kormoranverordnung – KormVO M-V) vom 05.07.2012;

  • Artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung auf der Grundlage von § 45 Abs. 7 BNatSchG (für die Fischteichanlage Boek). 

Nach der Kormoranverordnung ist der Abschuss von Kormoranen vom 1. August bis 31. März über bzw. im Umkreis von fischereiwirtschaftlich genutzten Binnengewässern gestattet. Ausgenommen sind Naturschutzgebiete und Nationalparks. Der Abschuss an Schlafplätzen ist nicht gestattet. 

Die Vergrämung an der Fischteichanlage Boek erfolgt auf Grundlage einer naturschutzrechtlichen Ausnahmegenehmigung nach § 45 Abs. 7 BNatSchG, da diese Anlage teilweise im Nationalpark liegt und die Vergrämungsmaßnahmen auch zu der Zeit erforderlich sind, in denen die Kormoranverordnung keine Abschüsse zulässt. Die Fischteichanlage in der Lewitz hat ihre Produktion eingestellt, 2023 und auch 2024 wurden hier keine Kormorane geschossen.

Im Jagdjahr 2023/24 wurden auf der Grundlage der Kormoranverordnung 313 und an der Fischteichanlage Boek 28 Kormorane geschossen. Mit nur noch 341 Vögeln ist dies die niedrigste Zahl seit der Jahrtausendwende. 

 

Abb. 7: Anzahl der zur Abwehr erheblicher wirtschaftlicher Schäden in Mecklenburg-Vorpommern geschossenen Kormorane im Zeitraum 2000/01–2023/24. 

 

3.      Ausbrüche        von      Hochpathogener Aviärer           Influenza        (HPAI)            in Kormorankolonien

Im Jahr 2024 gab es Mitte Juli auf der Heuwiese einen Ausbruch von Vogelgrippe, durch den insbesondere Kormorane betroffen waren. Insgesamt wurden 18 adulte und 117 juvenile Kormorane tot geborgen. Weitere betroffene Arten waren Höckerschwan (79 Ind).), Silbermöwe (45 Ind.), Flussseeschwalbe (3 Ind.) sowie Sturmmöwe, Graugans und Kanadagans (je ein Ind.). Weitere Ausbrüche von aviärer Influenza in Seevogelkolonien wurden weder in MecklenburgVorpommern noch in anderen Gebieten des Ostseeraumes bekannt.

 

4.      Literatur

Bregnballe, T., Herrmann, C., Globig, A., Günther, A., Staubach, C., Neumann Heise, J.,

Harder, T., Beer, M., Knief, U., Heinicke, T., Leivits, M., Lundström, K., Nurmoja, I.,

Liang, Y., Larsen, L.E., Hjulsager, C.K., Pohlmann, A. & Fox, A.D. 2024: Outbreaks of highly pathogenic avian influenza (HPAI) epidemics in Baltic Great Cormorant Phalacrocorax carbo colonies in 2021 and 2022. Bird Study: https://doi.org/10.1080/00063657.2024.2399168

Deutscher Wetterdienst (2025): Index of / climate_environment/CDC/regional_averages_DE /monthly/air_temperature_mean/, download am 20.05.2025. https://opendata.dwd.de/climate_environment/CDC/regional_averages_DE/monthly/air _temperature_mean/

Herrmann, C., Bregnballe, T., Larsson, K., Ojaste, I. & Lilleleht, V. (2019): Population Development of Baltic Bird Species: Great Cormorant (Phalacrocorax carbo sinensis). HELCOM Environment Fact sheet. Update 2018. http://helcom.fi/baltic-seatrends/environment-fact-sheets/biodiversity/population-development-of-great-cormorant

Herrmann, C., Feige, K.D., Otto, D. & Bregnballe, T. (2022): Natural regulation of the Baltic population of the Great Cormorant Phalacrocorax carbo sinensis: the interplay between winter severity and density dependence. Ardea 109(3): 341–352. https://doi.org/10.5253/arde.v109i2.a7

 

[1] Die Zahl wurde gegenüber dem Kormoranbericht 2023 um 180 BP nach oben korrigiert, da die Kolonie im Schweriner See/Ziegelwerder erst nachträglich bekannt wurde. 

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